Was braucht es um oben zu bleiben?
Nicht Karabiner und Seile, sondern Vernunft!
Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz wird oft als Allheilmittel angesehen. Gurt an: Sicherheit! Dabei ist es doch so, dass PSA nur das Schlimmste verhindern kann; wenn sie richtig verwendet wird, wenn nichts schief geht, und wenn für die Rettung gesorgt ist.
Die Möglichkeiten in der Höhe sind enorm: high-tech Materialien, zertifizierte Qualität, und für jede Anwendung das richtige Gerät. Aber wie sieht es aus mit den Einschränkungen und Grenzen? Der Benutzerfreundlichkeit und Akzeptanz? Der Sicherheit, die vom Anwender ausgeht? Dem was nach einem Sturz kommt? Diese Fragen stellen wir bei der Anwendung und in unseren Ausbildungskursen.
Wo wir vor Absturz schützen können
Und vor allem: wie wir es tun
Wir erarbeiten Konzepte zur Sicherung und Rettung von Personen unter Einsatz persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz. Wir analysieren die Gefährdungen, unterweisen, evaluieren die Eignung für den Einsatzzweck und überprüfen die Praxistauglichkeit. Streng nach arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben, aber mit der Frage im Hinterkopf: macht es Sinn, was wir tun? Für Handwerk und Industrie, auf Baustellen oder Kirchtürmen, in Hochregallagern und Kraftwerken.
Durch unsere zusätzliche Qualifikation als staatl. gepr. Berg- und Skiführer (der einzigen international anerkannten Berufsausbildung zur Führung von Personen im Absturzgelände), fühlen wir uns auch außerhalb urbaner Arbeitsumgebung zu Hause. Mit Zurückhaltung und dem nötigen Respekt vor Höhe betreuen wir Veranstaltungen und Produktionen, Fotografen, Kameraleute oder Wissenschaftler vom Mittelgebirgsfelsen bis auf die höchsten Gletscher und Gipfel.


PSAgA Standardanwendungen?
Gibt es nicht!
Physikalische Grenzen
PSAgA muss die Chance haben zu funktionieren. Beispiel: Sicherung auf einem Flachdach. Klingt einfach. Trotzdem riskieren Nutzer regelmäßig Pendelstürze. Ob es an Unkenntnis der Tatsache liegt, dass bei Scherbelastung über die Attikakante Verbindungsmittel schlicht reißen können? Wer die Grenzen der Anwendung nicht kennt, setzt sich unter Umständen Risiken aus, deren Existenz er nicht wahrnimmt - und die oft einfach zu vermeiden wären.
Akzeptanz
Wird's nicht benutzt, hilft's nicht. Das schönste Sicherungskonzept macht keinen Sinn, wenn der Benutzer es subjektiv für nicht-praktikabel hält. Das fängt beim Tragekomfort an, geht über die Komplexität der Anwendung und den zeitlichen Mehraufwand, bis hin zur Erkenntnis, dass persönliche Schutzausrüstung nicht immer das Mittel der Wahl zur Absturzsicherung sein kann. Auch dieses Ergebnis akzeptieren wir gerne.
Rettung
Sichern alleine reicht nicht aus. Nach einem Sturz beginnt die Uhr zu ticken. Die Anforderungen an die Anwender steigen mit Stress und der ungewohnten Situation einer Rettung um ein Vielfaches. Jede noch so einfache Basisanwendung von PSAgA ohne ein erprobtes Rettungskonzept ist fahrlässig. Die Messlatte liegt für uns bei der unerwarteten Notsituation. Das gilt für die Rettung aus der Steigleiter ebenso wie für Großprojekte bei denen höhenerfahrene Notfallmediziner zum Einsatz kommen.
Anspruch
Eine PSAgA Grundausbildung auf Basis abstrakter Regeln reicht oft nicht aus. Je variabler und komplexer die Einsatzumgebung, desto höher der Anspruch an die Sicherungskompetenz: neue Situationen erfassen, Herangehensweisen adaptieren, Fehlhandlungen vorwegnehmen und Grenzen beurteilen. Dafür nehmen wir uns die Zeit. Aber wir anerkennen auch, dass die Anforderungen zum Anwender passen müssen. Überforderung verringert die Akzeptanz oder führt zu einem trügerischen Sicherheitgefühl.
Fehlertoleranz
Redundante Sicherungssysteme sind beim Einsatz von PSAgA nicht vorgesehen. Meist sind sie nicht notwendig oder haben Nachteile. Gerade bei wenig erfahrenen Anwendern sollte eine Fehlhandlung jedoch nicht zum Versagen der Sicherung führen. Zusätzlichen Schutz einzubauen hat nichts mit Paranoia zu tun, sondern mit der Erkenntnis, dass Unvorhergesehenes geschehen kann. Jedem von uns.
Risikokompetenz
Nicht die eigene Wahrnehmung des Risikos, sondern anerkannte Standards und Verhaltensweisen müssen sicherheitsrelevante Handlungen bestimmen. Die Risikokompetenz der Anwender zu stärken, ist der erste Schritt zur sicheren Nutzung von PSAgA. Denn wer sich bereits ohne PSA sicher fühlt, wird diese kaum nutzen. Wir belehren nicht, sondern nutzen unserer Erfahrung in der Höhe um von einer positiven Sicherheitskultur zu überzeugen.
Nicht runterfallen reicht nicht
Auch der Papierkram muss sicher sitzen
Wer die Fürsorgepflicht für seine Mitarbeiter in fremde Hände delegiert, muss sich nicht nur auf die technischen Basics und einen verantwortungsvollen Umgang verlassen können. Verordnungen und Regelwerke bilden die Rahmenbedingungen unter denen wir arbeiten. Plankonzepte und Dokumentationen sind wichtige Instrumente und sichern uns juristisch ab. Wir fürchten uns nicht vor Paragraphen, trockener Theorie und einer Nacht am PC. Denn sie gehören zum Handwerkszeug. Wer dieses nicht beherrscht, macht sich angreifbar. Und wer an Akkuratesse spart, erscheint wenig professionell.
